Instagram für Fotografen (6) – Fazit meines Erfahrungsberichts
Haben sich meine Erwartungen in Instagram erfüllt? Ich wollte mich gern mit den Betrachtern meiner Bilder austauschen. Die Zahl der Likes ist ganz passabel. Viele Kommentare sind sehr oberflächlich und stammen wahrscheinlich zum Teil von Bots, also Programmen, die automatisch Kommentare abgeben. Einige Feedbacks sind aber sehr hilfreich. Ich lerne, welche Effekte bei Bildern in Farbe und Schwarzweiß wirken.
„Hmm … habe keinen Favoriten, weil: In bnw sehen die Wolken nicht so ‚aufgereiht‘ aus, die kleinen ‚verschwimmen‘ fast ineinander, in der Farbversion sind sie schärfer, akzentierter, wirken in der Anordnung aber auf mich ‚künstlich‘. In bnw verschwindet der Turm fast, auch der Vordergrund mit dem Weg lenkt nicht so den Blick zum Turm. Ich hätte gern die farbige Version mit dem Eindruck der Wolken von der bnw- Version 😂“, lautet ein ausführlicher Kommentar zum Bild mit dem Pilsumer Leuchtturm.
Meine Follower weisen mich sogar auf fehlerhafte Montagen hin.
Einige erinnern sich nachdem sie mein Bild betrachtet haben, an eigene Erlebnisse.
„Our dog is startled by human sculptures and then barks at them too. Even Antony Gormley’s Inside Australia ones at Lake Ballard and they are fairly abstract. I think some dogs recognise them as humans that have something wrong with them or have had something negative happen to them.🤔“, berichtet eine Instagrammerin aus Australien über die Reaktion ihres Hundes auf Skulpturen, die Menschen darstellen.
Die meisten traditionellen Amateurfotografen halten nicht viel von den sozialen Medien. In den Fotoclubs bestätigen sie sich gern gegenseitig. Als wichtiger Gradmesser für die Anerkennung nutzen sie häufig Fotowettbewerbe. Fotoplattformen sind ihnen zu oberflächlich und nur das ausgedruckte Foto ist das Maß aller Dinge.
Ich will es genauer wissen. Wenn diese kritische Einstellung stimmt, müssten die Urteile von Wettbewerbsjurys von den Votings in den sozialen Medien abweichen. Ich stelle jedoch genau das Gegenteil fest. Von meinen geposteten Bildern sind 66 Top-Likes, sie haben also sehr viele Likes erhalten. Davon waren 48 Bilder bei Wettbewerben erfolgreich. Die Korrelation beträgt damit 73 %.
Ich bin zwar kein Statistiker aber ein so hoher Wert kann kein Zufall sein. Das heißt also, dass das was auf Instagram gefällt auch von den Experten der Wettbewerbsjurys prämiert wird. Sind die Instagrammer so fachkundig? Oder werden die Jury-Mitglieder ihrem Qualitätsanspruch gar nicht gerecht? Diese Fragen lasse ich mal so stehen.
Insgesamt bin ich mit meinen Erfahrungen auf Instagram zufrieden. Ein großer Anteil der Reaktionen ist sehr oberflächlich. Es gibt aber auch wertvolle Hinweise, aus denen ich einiges lerne. Ich bin immer wieder fasziniert davon, wie unterschiedlich die Betrachter meine Bilder interpretieren.
In einer Serie hatte ich versucht, Tiere in einem Porträt zu zeigen. Warum soll dies nur den Menschen vorbehalten bleiben?
„Du schaffst es immer wieder, den Tieren Stil und Persönlichkeit zu verleihen.🔱♥ ich liebe deine Fotos.“. Solche Kommentare motivieren mich, in dieser Richtung weiterzumachen.
In letzter Zeit habe ich nicht mehr so viele Bilder gepostet. Nach mittlerweile zwei Jahren wäre es wohl sinnvoll dieses Projekt zu beenden. Vielleicht sollte ich mir das unter dem Eindruck eines Kommentars, den ich nach meiner vierwöchigen Sommerpause erhielt, noch einmal überlegen: „Ich habe deine Bilder schon vermisst 😊…“.