Ich bin ein fauler Fotograf –
Bildmontagen gefallen mir besser
Von den bereitgestellten zehn Bildern soll ich mindestens fünf verwenden. Dieses verlockende Angebot kommt mir gerade recht. Bei den Kakteen gehe ich in die Vollen. Statt einen von zehn Exemplaren nutze ich alle. Außerdem baue ich den älteren Herren, die Holzmaserung, die Wellenstruktur und den Himmel in das Bild ein. Aus meinem eigenen Portfolio stammt nur der ausgetrocknete Boden.
So gefällt es mir. Ich muss gar nicht viel fotografieren, mir werden die meisten Fotos für die Montage zur Verfügung gestellt.
Wer war so nett und schenkte mir die Fotos? Welche Probleme musste ich lösen, um zu einem stimmigen Ergebnis zu kommen?
„SSST! Super Short Story Telling” lautet das Motto des diesjährigen DOCMA-Awards. Die Teilnehmer sollen eine superkurze Geschichte aufschreiben. Der Text muss anschließend visualisiert werden: als Foto, Fotomontage, Zeichnung oder 3D-Darstellung.
Beim Adobe Stock Sonderpreis sollen die Bildmacher eine zusätzliche Aufgabe meistern. Adobe stellt zehn Bilder zur Verfügung, von denen die Teilnehmer mindestens fünf Elemente verwenden müssen (zu den Bedingungen).
Die vielen Kakteen bringen mich auf das Thema Klimawandel. Wenn sich die Atmosphäre weiter erwärmt, geht den Bäumen das Wasser aus. Ich stelle mir vor, dass Kakteen die Bäume unserer Wälder verdrängen und ein erfahrener Naturschützer dazu ein Interview gibt.
Als Bildstory formulierte ich einen kurzen Text:
Joschka Grün antwortet im Interview: „An diesem Ort sehen Sie die Auswirkungen des Klimawandels. Vor 40 Jahren stand hier ein gesunder Laubwald. Es ist traurig aber wahr: Mir ist nur noch die Anstecknadel mit der schönen Holzmaserung geblieben, die ich für mein Umwelt-Engagement erhalten habe.“
Anscheinend hatte ich mit meiner Bildmontage die Anforderungen der Jury getroffen, so dass ich den 2. Preis des Adobe Stock Sonderpreises erreichte. Die Ausstellung fand reges Interesse. Zur Eröffnung am 26.09.17 kamen viele Besucher in das Museum für Kommunikation in Frankfurt. Im DOCMA-Blog berichtete Doc Baumann über die Eröffnung der Ausstellung (zum Blogbeitrag).
Bei der Bildmontage musste ich auf viele Einzelheiten achten. Wie bei jeder Montage ging es zunächst um Perspektive, Licht, Schatten und Größenverhältnisse. Aufwändiger war die farbliche Abstimmung, um eine harmonische Wirkung zu erzielen. Die Farbstimmungen der bereitgestellten Bilder waren sehr unterschiedlich.
Zusätzlich musste ich mich mit einem besonderen Problem auseinandersetzen. Die Kakteen und die Wellenstruktur sind Polygongrafiken. Alle anderen Bilder stammen aus einer Kamera. Fotos lassen sich gut zu einem Bild mit harmonischer Gesamtwirkung kombinieren. Die maschinenerstellten Polygongrafiken wirken zu synthetisch und passen nicht zu den Fotos. Also musste ich die Kakteen und die Wellenstruktur an die „unsauberen“ Fotos anpassen. Ich fügte Rauschen hinzu und malte Verunreinigungen ein.
Da ich ein Fan von der nicht-destruktiven Arbeitsweise bin, wuchs die Ergebnisdatei entsprechend. Die PSD-Datei hat eine Größe von 1,4 GB und enthält mehr als 150 Ebenen.
Die Eröffnung am 26.09.17 haben wir mit einem Kurzurlaub in Frankfurt und Wiesbaden verbunden. Als fauler Fotograf fotografierte ich dabei doch erstaunlich viel. Wie läuft das jetzt bei meinen zukünftigen Bildmontagen? Nutze ich doch wie bisher viele eigene Fotos oder lieber die 200 Adobe Stock – Bilder, die ich als Gewinn erhalte?