Hommage an M. C. Escher & Co (2)
Das Bild „Treppauf Treppab“ von M. C. Escher, auf dem Personen endlos eine Treppe aufwärts und abwärts gehen, hängt seit vielen Jahren als gerahmtes Poster bei mir im Studio. Die Männer mit Kapuzen kommen nach einer Runde auf dem gleichen Höhenniveau an, auf dem sie gestartet sind. Obwohl die aufwärts gehenden Gestalten offensichtlich nur nach oben führende Stufen nutzen, gewinnen sie keinen Zentimeter an Höhe (zum Bild).
Wie in meinem letzten Blog-Beitrag angekündigt, habe ich versucht, mit Büchern ebenfalls eine unmögliche Treppe zu bauen.
Ich wusste nicht, wie aufwändig das werden würde. In dem Buch von B. Ernst „Der Zauberspiegel des M. C. Escher“ fand ich einige Erklärungen zu den perspektivischen Grundlagen. Aber diese Täuschung mit eigenen Mitteln nachzubilden, war dann doch wesentlich schwerer als ich es mir zunächst vorgestellt hatte.
Wie soll das funktionieren, dass die Kante rechts vorn ca. 2,5 und die links hinten ca. 5,5 Buchlängen misst aber die Seitenlinien im rechten Winkel zueinander stehen? Nachdem ich mir die Grundlagen im Buch über Escher angesehen hatte, versuchte ich es mit eigenen Skizzen.
Die Fluchtlinien nach rechts hinten kann man plausibel einzeichnen. Bei einem Gebilde mit vier rechten Winkeln müssten sich auch die Fluchtlinien der Kanten links vorn und rechts hinten am Horizont treffen. Statt dessen laufen diese Linien nach vorn. Das Bild ist also perspektivisch nicht korrekt, bietet aber so eine Grundlage für die Täuschung.
Der wesentliche Effekt ergibt sich aber durch folgenden Kniff. Die waagerecht aussehende Grundfläche ist spiralförmig verschoben. Damit kann die Ebene der Treppe in der optischen Wirkung auf dem gleichen Niveau bleiben.
Mit der Skizze als Vorlage erstellte ich 8 Aufnahmen mit einzelnen Stapeln, die ich mit Photoshop zur unmöglichen Treppe kombinierte. Den erste Ausdruck der Büchertreppe fand ich etwas statisch und damit langweilig. Also musste jemand die Treppe benutzen, so wie im Bild „Treppauf Treppab“. Escher hat 27 Personen im Kreis laufen lassen. Für die Bücherstufen kamen jedoch nur kleinere Lebewesen in Betracht.
Auf Sardinien hatten mir die Kletterkünste der Salamander imponiert. Eines meiner Models passte perspektivisch perfekt in den Vordergrund. Ich hatte jedoch bei Sonne fotografiert, so dass ich einige harte Schatten entfernen musste. Ich finde, der geschmeidige Salamander passt gut zum Bildthema. Er hat abgenommen, weil er seit langem die Treppe hoch läuft.
Als ich mich mit den Bildern von Escher beschäftigte, fiel mir eine Parallele zu dem ewigen Problem der Authentizität in der Fotografie auf. Die unmöglichen Figuren machen die Problematik sogar überdeutlich. Escher zeigt Motive auf zweidimensionale Abbildungen, die in der Realität offensichtlich nicht existieren können.
Also muss man sich in der Fotografie gar nicht darüber streiten, ob ein Foto authentisch ist oder nicht. Ein Foto ist eine zweidimensionale Abbildung eines dreidimensionalen Motivs und kann damit nicht vollständig authentisch sein. Aber dieses Gespenst der Fotografie, das Dauerthema vieler Diskussionen lässt sich nicht vertreiben. Aus meiner Sicht macht Escher mit seinen Bildern auch diese Problematik deutlich.
Die ewig Diskutierenden lassen sich mit den Personen auf der Treppe vergleichen: Sie drehen sich im Kreis und kommen trotz aller Anstrengungen nur zum Ausgangspunkt zurück. Die Aussage von T. Ruff trifft die Problematik am besten: „Das mit der Wahrheit ist Quatsch.“ (zum Artikel).