Fotos an die Wand schmeißen oder hängen?
TRIERENBERG SUPER CIRCUIT, PICTURE SHOW, „Die besten Dias der Welt“. So lauteten die Titelzeilen einer Einladung, die ich per E-Mail erhielt. Der Veranstalter des jährlich stattfindenden Trierenberg Super Circuits lud zu einer Beamershow, in der Fotos aus dem letzten Wettbewerb gezeigt werden sollten. Im Bild der Saal der festlichen Gala zur Preisverleihung, auf der auch prämierte Fotos des Wettbewerbs als Beamerprojektion zu sehen waren.
Wieso Dias? Filmmaterial aus der Analogwelt wird kaum noch zum Einsatz gekommen sein. Ein High-End-Beamer projizierte hoch aufgelöste Digitaldaten. Dem Publikum wurden damit riesige knackscharfe Bilder geboten. Das Wort „Dias“ sollte vielleicht die heimelige Analogzeit beschwören.
Im Sekundentakt liefen wohl über tausend Fotos in einer professionellen Überblendshow mit einem grandiosen Farbschauspiel durch. Ich war zunächst sehr beeindruckt aber auch erschlagen von dieser Masse an visuellen Eindrücken. Mit etwas Abstand versuchte ich mich an einzelne Bilder zu erinnern. Es gelang mir nicht. Ich konnte kein einzelnes Bild zurückrufen. Gern hätte ich während der Projektion bei einem Bild verharrt aber der Takt war vorgegeben. Wahrscheinlich macht mir dabei auch eine persönliche Eigenschaft zu schaffen. Ich mag keine Filme mit sehr schnellen Schnitten. Ich brauche es etwas gemächlicher. Damit ist eine Fotopräsentation in einem normierten Zeitraster für mich wohl weniger geeignet.
Sehr viel Zeit nahm sich der Betrachter auf dem Bild der GfF-Austellung. Ich weiß nicht was in ihm vorging aber er ließ das Bild länger auf sich wirken. Bei Aufsichtsbildern hat der Fotograf die größte Sicherheit, dass das Foto präsentiert wird wie er es möchte. Bildgröße, Passepartoutfarbe, Rahmen, Nähe zu anderen Bildern und Lichtquellen sind wesentliche Gestaltungselemente mit Einfluss auf die Bildaussage. Obwohl sich auch beim gehängten Bild unterschiedliche Eindrücke durch die Umgebung, z. B. durch Spiegelungen ergeben können, wird bei dieser Art der Präsentation am ehesten so etwas wie ein Original geschaffen. Bei Beamerprojektionen entstehen häufig Bilder, die sich stark unterscheiden. Durch technische Maßnahmen wie Kalibrierung und Verwendung von Farbprofilen kann man zwar eine möglichst identische Wiedergabe erreichen, aber es entstehen doch häufig unterschiedliche Bilder.
Und was ist jetzt? Sollte man ein Bild an die Wand schmeißen oder lieber hängen? Aus meiner Sicht hat beides etwas. Eine großformatige Beamershow mit plakativen Fotos kann man sich mal gönnen. Dann geht es mehr um den Gesamteindruck, wie bei einem Film. Ich sehe mir jedoch lieber gehängte Bilder an, bei denen ich auch mal länger verweilen kann. Allein oder auch in einer Gruppe komme ich auf diese Weise der Aussage des einzelnen Bildes näher.
Mir gefällt es, wenn sich vor Bildern mehrere Betrachter einfinden und diskutieren, wie auf Bild der DVF-Ausstellung. Auch beim Bild „Ausstellung der GfF „100 Bilder des Jahres 2014“ ist im Hintergrund eine Gruppe zu erkennen. Die Fotos müssen ja sehr interessant sein. Ach ja, es handelt sich um eine Serie von mir 😉 .