Fotomontagen mit 3D-Modellierung (6) –
Feintuning des 3D-Ufos innerhalb des Fotos
Endlich bin ich soweit. Die vier 3D-Ufos sind fertig und ich kann sie in das 2D-Bild integrieren.
Beim Rendern der 3D-Objekte habe ich die Kamera von Blender auf exakt das gleiche Format wie das 2D-Foto eingestellt. Auch bei der Auflösung verwende ich die gleichen Werte, damit die Pixelstruktur der Ufos zum Bild passt. Das führt zwar zu längeren Zeiten fürs Rendern, ist aber mit weniger als einer Minute immer noch passabel. Ich verwende die Render Engine „Cycles“ und stelle für die Hardware-Unterstützung „GPU Compute“ ein, mit der die Grafikkarte aktiviert wird.
Die Übertragung nach Photoshop ist kein Problem. Ich speichere das Renderergebnis als PNG-Datei und öffne diese in Photoshop. Dort muss ich wider Erwarten doch noch einigen Aufwand zur Feinabstimmung treiben.
Ursprünglich hatte ich mir eigentlich vorgestellt, die in Blender modellierten Objekte in Photoshop 3D zu bearbeiten. Als Dateiformat für die Übergabe bietet sich Wavefront (.obj) an. Das hatte ich bei einigen Übungsbeispielen probiert. Grundsätzlich funktionierte es auch, aber einige in Blender eingestellte Eigenschaften waren in Photoshop verfälscht oder fehlten ganz. Insbesondere bei der Beleuchtung sträubte sich Photoshop 3D.
Mir wurde klar, dass mir der Zwischenschritt keinen Nutzen bringt, zumal Adobe diese Komponente vernachlässigt. Die in Blender fertiggestellten Szenen lassen sich in Photoshop ohne die 3D-Komponente direkt weiterverarbeiten.
Ich importiere die Ufos in Photoshop und kombiniere sie mit dem 2D-Bild. Es ist wie immer bei Fotomontagen: Auch wenn die Fotos speziell für die Montage erstellt werden ist trotzdem eine Feinabstimmung nötig.
Die Ufos sind für die Nachtstimmung zu hell. Die Farbe der Oberfläche passt nicht zur Umgebung. Beim vorderen Ufo wird die Kante der Einstiegsluke von den Strahlen teilweise verdeckt. Sie darf dort also nicht so scharf sein. Die hinteren Ufos zeichnen sich bei dieser Entfernung zu klar ab.
Ich stimme also die Tonwerte und Farben ab, zeichne die Einstiegsluke des ersten Ufos weich … Dabei stelle ich fest, dass mir fotorealistische Oberflächen mit Photoshop wesentlich besser gelingen als mit Blender. Ich weiß nicht, ob das an meiner Erfahrung in Photoshop liegt oder Blender in diesem Punkt nicht so leistungsfähig ist.
Mit dem Ergebnisbild am Monitor bin ich zunächst zufrieden. In meinem Workflow hat es sich aber bewährt, das Bild auszudrucken und am nächsten Tag kritisch zu prüfen. Auch in diesem Fall mache ich am Folgetag noch einige kleinere Korrekturen.
Die Photoshop-Datei ist ca. 1 GB groß. Um redundante Daten zu vermeiden, nutze ich die Ebenenkomposition für drei Varianten: 3D-Ufos in Schwarzweiß und 2D-Ufos in Farbe sowie Schwazweiß.
Vor zwei Monaten hatte ich mich entschlossen, mit dem 3D-Modelling zu beginnen. Sehr viel Zeit ging mit der Einarbeitung in Blender drauf. Auch wenn das 3D-Design sehr aufwändig ist, für technische Motive, die ich nicht fotografieren kann, werde ich es zukünftig nutzen.
In meinem ersten Blogbeitrag hatte ich von einer Ausstellungseröffnung berichtet, bei der eine Besucherin fand, dass meine Bildmontage nichts mehr mit Fotografie zu tun habe (zum Beitrag). Ich erklärte ihr, dass es voll okay ist, wenn man sich beim Fotografieren nur auf die Kamera konzentriert und keine digitale Bildbearbeitung nutzt. Ich würde jedoch über diese schnöde Fotografie hinaus gern weitergehende Techniken nutzen, mit denen ich einen wesentlich größeren Gestaltungsspielraum habe. Dabei würde ich ja Fotos verwenden, so dass es sich im weiteren Sinn immer noch um Fotografie handele.
Und nun? Wende ich mich immer weiter von der schnöden Fotografie ab, wenn ich jetzt mit 3D-Objekten arbeite? Ich finde es super, die weiterentwickelten technischen Möglichkeiten für größere kreative Freiräume nutzen zu können.
Falls ich wieder gefragt werde, was das denn noch mit Fotografie zu tun hätte, werde ich antworten, dass es sich beim Bild mit dem 3D-Objekts ja auch um eine Fotografie handele. Ich habe halt nur mit der Blender-Kamera im 3D-Raum fotografiert. Dass das eigentlich „rendern“ heißt, muss ja keiner wissen. Zudem verwende ich für die Oberfläche der Objekte weiterhin eigene Fotos. Ich bin gespannt auf die Diskussion.
Es ist schon ziemlich verrückt, für eine Fotomontage diesen großen Aufwand zu treiben. Im nicht kommerziellen Bereich kenne ich nur einen weiteren Fotografen, der als der Experte auf dem Gebiet gilt: Uli Staiger.
Oder sollte es weitere Gleichgesinnte geben? Nun will ich echt mal wissen, was Du vom 3D-Modelling in Fotomontagen hältst? Nutzt Du bereits ein 3D-Designprogramm oder bist Du eher unerfahren? Schreibe mir Dein Feedback als Kommentar.