Fotomontagen mit 3D-Modellierung (4) –
Abstimmung der Perspektive zwischen 3D-Objekt und 2D-Bild
Endlich kann ich das Ufo im 3D-Raum beliebig drehen, schwenken und verschieben.
Bei meinen Montagen von 2D-Fotos habe ich sehr häufig das Problem, dass die Perspektiven der Montageobjekte nicht zueinander passen. Es kostet dann immer sehr viel Zeit, die Motive zeichnerisch anzugleichen.
Das bleibt mir beim 3D-Ufo erspart. Ich muss das Ufo nur richtig im 3D-Raum platzieren und aus dieser Sicht für das 2D-Bild rendern, also sozusagen mit der Kamera von Blender fotografieren. Sind das nicht tolle Aussichten?
Aber dann komme ich wieder ins Grübeln. Was ist die richtige Perspektive und welche Größe hat das Ufo im 2D-Bild?
Ich könnte das Ufo so einfügen, wie es für das Auge einigermaßen passt. Mein naturwissenschaftlicher Hintergrund lässt mir jedoch keine Ruhe. Ich möchte wissen, wie man ein 3D-Objekt perspektivisch korrekt in ein 2D-Bild einbaut. Bei meinen 2D-Montagen bringe ich Fluchtlinien und Horizont der Fotos zur Deckung. Dies müsste doch auch im 3D-Raum mit Blender funktionieren.
Ich erzeuge eine PNG-Datei mit den Umrissen der 2D-Montage und übertrage sie nach Blender.
Es gelingt mir nicht auf Anhieb, Fluchtlinien und Horizont zur Deckung zu bringen. Die Fluchtlinien im 3D-Raum sind schwer zu erkennen und der Horizont verschwindet irgendwo im Blender-Dunst. Ein kleiner Kniff hilft mir. Ich unterlege die Szene mit einem sehr großen Objekt „Plane“. So kann ich den Horizont gut erkennen. Trotzdem ist die Synchronisation von 2D und 3D äußerst frickelig. Nach einigen Anläufen schaffe ich es endlich, beides näherungsweise übereinander zu legen.
Das ist aber nur der erste Schritt. Ich weiß noch nicht, in welchem Abstand ich das Ufo in der Szene positionieren kann und wie groß es sein sollte. Dafür benötige ich topografische Daten des Fotos. In welchem Abstand zur Kamera stehen die Kinder? Wie groß ist die Entfernung der Kinder zur Ebene des Ufos? Mit den Sensormaßen der Kamera, der Brennweite und der Größe des Motivs müsste ich doch den Abstand der Kinder zur Kamera bestimmen können.
Aus den Metadaten des Stockfotos lese ich ab, dass das Bild mit einer Canon EOS 500D fotografiert wurde. Die Brennweite beträgt 10 mm. Der Junge dürfte ca. 110 cm groß sein. Damit kann ich die Bildhöhe in der Ebene der Kinder ermitteln. Sie beträgt ca. 260 cm. Mit Berücksichtigung des Cropfaktors von 1,6 komme ich auf eine Sensorhöhe von 15 mm.
Die Entfernung zur Kamera ist also: 260 cm x 16 mm / 15 mm = 277 cm
Der Fotograf stand also ca. 2,8 Meter von den Kindern entfernt. Ich hatte das Foto zu einem Hochformatbild umgebaut. Das ändert aber nichts an den Abständen im Bild.
Wie weit ist das Ufo in meiner 2D-Montage von der Kamera und den Kindern entfernt? Der Typ, der das Ufo verlässt (oder wieder zusteigt) ist im Schneidersitz ca. 120 cm hoch. Die Bildhöhe beträgt in dieser Ebene ca. 12,3 Meter.
Damit errechnet sich sich die Entfernung zur Kamera: 12,3 m x 16 mm / 27,1 mm = 7,3 m
Der Typ ist also ca. 7,3 Meter von der Kamera und nur 4,5 Meter von den Kindern entfernt. Das gilt auch für den mittleren Abstand des Ufos. Aus diesen Daten lässt sich auch der Durchmesser des Ufos ermitteln. Er beträgt ca. 8 Meter.
Damit zeigt sich, dass meine Bildmontage perspektivisch leider nicht korrekt ist. Bei diesem kurzen Abstand müsste von der Unterseite des Ufos aus dem Foto wesentlich mehr zu sehen sein.
Mal sehen, wie das 3D-Ufo perspektivisch korrekt wirkt. Mit den berechneten Daten platziere ich das 3D-Ufo exakt in Blender. Der Abstand zur Kamera beträgt 7,3 Meter. Als Kamerahöhe nehme ich 1,5 Meter an, da die Köpfe der Kinder leicht von oben zu sehen sind.
Wie befürchtet ist das Ufo bei korrekter Perspektive und richtigen Größenverhältnissen in starker Untersicht zu sehen. Das wirkt zwar recht dynamisch, ist aber für die Montage im 2D-Bild nicht geeignet. Wenn ich den Abstand von der Kamera zum Ufo vergrößere, wird jedoch der Typ zu klein, so dass er im Bild nicht mehr zur Wirkung kommt. Was nun?
Im nächsten Beitrag beschreibe ich, wie ich einen aus meiner Sicht sinnvollen Kompromiss zwischen korrekten Daten und einem ansprechenden Bild finde (zum Beitrag).