Fine Art Print macht Kunst geschwind (2) –
Bildauswahl für die Papierexperimente
Ich suche in meinem Portfolio für die Papierexperimente nach einem Bild, mit dem ich die relevanten Kriterien beurteilen kann. Das ist gar nicht so einfach. Ein Bild hat sehr viele Details, das Farbspektrum wird jedoch kaum genutzt. Bei einem anderen Foto kommen fast alle Farben vor, es gibt aber kaum Hell-Dunkel-Kontraste. Ich finde ein Bild, das zumindest alle Kriterien bedient, wenn auch nicht die volle Spannbreite.
Den Detailreichtum teste ich mit JPG-Komprimierung. Der Komprimierungsfaktor ist bei dem Bild „Sonntags-Ausritt“ besonders niedrig. Wegen der vielen Details kann das Programm nur wenige Flächen zusammenfassen. Der Kontrast ist zwischen dem dunklen Baum und dem hellen Hemd sehr hoch. Bis auf Magenta und Cyan zeigt das Bild viele verschiedene Farben. Habe ich also das ideale Bild für mein Experiment gefunden? Leider nein.
Ich drucke das Bild auf zehn verschiedenen Papiersorten aus. Einige Unterschiede sind in den Ausdrucken zwar zu erkennen, sie sind jedoch auch unter dem Vergrößerungsglas nicht signifikant. Selbst bei den eingescannten Bildern komme ich auch am Monitor zu keinen verwertbaren Ergebnissen für alle Kriterien.
Anscheinend muss ich die Experimente gründlicher angehen. Ideal wären spezifische Prüfgeräte. Mit einem Spektralfotometer ließe sich ein Reflektionsdiagramm erstellen, in dem die Stärke des reflektierten Lichts bei verschiedenen Frequenzen für unterschiedliche Papiere dargestellt wird. Solche Geräte stehen mir nicht zur Verfügung. Meine Experimente können also nicht als streng wissenschaftlich gelten. Ich experimentiere mit zehn möglichst repräsentativen Papieren und verwende dabei meinen kalibrierten Monitor, Drucker und Scanner. Diese Hausmittel reichen mir für die Beurteilung der wesentlichen Kriterien.
Immerhin erstelle ich ein für diese Experimente geeignetes Testchart, um bei den einzelnen Kriterien die volle Bandbreite der Ausprägungen prüfen zu können.
Ich entwerfe ein Bild, in dem alle relevanten Eigenschaften enthalten sind. Mit dem Siemensstern werde ich die Schärfe prüfen. In der Nähe des Mittelpunkts kann ich feststellen, wo die Kreissektoren gerade noch erkennbar sind.
Mit verschiedenen Verläufen bilde ich die Bandbreite von Kontrast und Farben ab. Der obere Balken zeigt den Helligkeitsverlauf von Schwarz nach Weiß. Darunter schließt sich das Farbspektrum an. Anschließend variiere ich bei den Grundfarben Rot, Grün und Blau die Sättigung. Die letzten drei Balken stellen unterschiedliche Helligkeiten der Farben dar.
Ich experimentiere wieder mit zehn verschiedenen Papiersorten, die ich drei unterschiedlichen Klassen zuordne. Fine Art Papiere bestehen aus dem Papierträger Baumwolle (Rag) oder Zellulose und einer Beschichtung (Coating), die die Tinte aufnimmt. Das Gewicht ist meist größer als 250 g/m². Bei Fotopapieren ist das Trägermaterial von der tintenaufnehmenden Schicht durch eine Sperrschicht aus Polyethylen (PE) getrennt. Es wird deswegen auch als PE-Papier bezeichnet. Der Papierträger besteht aus Papier oder Kunststoff. Das Qualitäts-Fotopapier ist wie das Fine Art Papier mit einer hochwertigen Beschichtung überzogen und hat meist ein Gewicht von 200 bis 300 g/m². Qualitäts-Fotopapiere sind etwa doppelt so teuer als Standard-Fotopapier. Der Preis von Fine Art Papieren ist mindestens dreimal so hoch als der von Qualitäts-Fotopapiern.
Im nächsten Beitrag berichte ich über die Ergebnisse der Experimente (zum Beitrag).