Einsatz von Stock-Bildern in freien Fotoprojekten –
der schnellere Weg zur gewünschten Bildaussage (3)
Haben sich meine Erwartungen bei der Verwendung von Stock-Fotos erfüllt? Der Aufwand ist doch höher als erwartet. Bei der Suche geht Zeit drauf. Die Fotos müssen stärker angepasst werden. Wenn ich selbst gezielt für eine spätere Montage fotografiere, kann ich viel Aufwand bei der Bildbearbeitung einsparen. Auch wenn ich vorhandenes eigenes Material verwende, geht die Montage meist schneller, weil ich beim Fotografieren hartes Licht vermeide. Aber einen riesigen Vorteil habe ich durch Stock-Fotos. Ich erhalte Bilder, die in meinem Portfolio fehlen und die ich auch nur mit sehr viel Aufwand produzieren könnte.
Bildredakteure verwenden heute gerne kostengünstiges Stock-Material. Sind die Bilder aus dem Adobe-Stock aber auch für freie Fotoprojekte geeignet?
Manchmal kostet die Suche im Adobe-Stock sehr viel Zeit, in einigen Fällen ist sie sogar aussichtslos. Für meine Serie des „Zwiegesprächs“ zwischen Mensch und Tier hatte ich nach Personen gesucht, also nicht nur gezielt nach Männern. Leider waren nur sehr wenige geeignete Bilder mit Frauen dabei. Die Stock-Bilder waren meist so gestylt, dass sie sich für meine Bildaussage nicht eigneten. Anscheinend hat das verkaufsfördernde Material Priorität. Für die auftragsgebundenen Fotoprojekte sind halt Modetrends und Zeitgeist wichtig.
Meine ersten Erfahrungen zeigen also, dass ich mit einer etwas längeren Suche Stock-Fotos in freien Fotoprojekten sinnvoll einsetzen kann. Wenn das Fotografieren des Rohmaterials für mich zu aufwändig wird, kann ich mit Stock-Fotos gut ausgleichen. Bei freien Projekten ist das Wort Effizienz zwar eigentlich nicht angebracht. Aber warum soll ich nicht, wie es in der Wirtschaft üblich ist, Teile der Produktionskette Bilderstellung outsourcen? Ich kann mich dann auf meine Kernkompetenz der digitalen Bildbearbeitung konzentrieren … Keine Angst, ich höre schon auf mit den Begriffen der effizienzgetriebenen Wirtschaft. Aber dieser Vergleich ist nicht ganz falsch.
Ich möchte Fotobilder erstellen, die möglichst genau das ausdrücken, was ich mir als Bildaussage vorgestellt habe. Schön, wenn ich dabei den Aufwand geringhalten kann und mich auf die Arbeiten konzentriere, die mir gefallen. In einem anderen Blogbeitrag habe ich dieses Thema vertieft (zum Beitrag).
Darf ich in freien Projekten überhaupt Stock-Fotos verwenden? Klatsche ich nicht nur quasi geklaute Fotos zusammen? Entsteht durch die Montage überhaupt ein Mehrwert? Liegt die Wertschöpfung eigentlich vorwiegend in der Produktionsphase Fotografieren?
Vielleicht wird die Antwort am Beispiel des gezeigten Bildes „Zwiegespräch“ zwischen Löwe und Mann deutlich. Ich wollte eine bestimmte Bildaussage erreichen. Die einzelnen Stock-Bilder sind gut fotografiert aber in der Kombination und Weiterentwicklung ergibt sich eine neue Bildaussage.
Dabei muss ich einigen Aufwand für eine stimmige Bildkomposition treiben. Perspektive und Licht sollen in dem neuen Bild für alle kombinierten Elemente möglichst zusammenpassen. Von der Form her könnte die dargestellte Szene also real sein. Der Inhalt steht jedoch auf der Kippe. Man könnte glauben, dass es sich um ein Foto handelt aber irgendetwas gibt einem zu denken … Solche Szenen gefallen mir. Auch wenn ich mich bei der x-ten Korrektur frage, ob ich nicht zu viel Aufwand treibe. Spätestens wenn ich das stimmige Ergebnis sehe, ist die Mühe vergessen.
Nachdem ich das farbige Bild fertiggestellt habe, wandle ich es in eine Schwarz-Weiß-Fassung um. Das Schwarz-Weiß-Bild gefällt mir sogar noch etwas besser. Es wirkt irgendwie stimmiger.
Früher hat mich ein Spruch besonders genervt, der mir in der Familie und im beruflichen Umfeld immer wieder begegnete. Er war als Ansporn und Ermahnung sicher gut gemeint.
Aber auch hier passt das Motto leider wieder: Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen.
Im nächsten Beitrag wird uns dieses Motto auch begleiten. Ich bringe ein weiteres Making-of zum Einsatz von Stock-Fotos bei freien Fotoprojekten.