Einsatz von Stock-Bildern in freien Fotoprojekten –
der schnellere Weg zur gewünschten Bildaussage (1)
Mensch und Tier begegnen sich. Sie schauen sich direkt in die Augen. Die Köpfe sind ungewöhnlich nah beieinander. Die Stimmung ist emotional aufgeladen …
Ich wollte immer schon solche Bilder machen. Wenn ich Tiere fotografierte, kam dieser Gedanke wieder hoch. Tiere im Profil waren für mich eine leichtere Übung aber an den Menschenporträts scheiterte es. Ich bin kein Porträtfotograf. Also verschob ich mein Vorhaben immer wieder.
Wie so häufig half mir ein Zufall. Ich gewann beim Adobe Wettbewerb Lizenzen für 200 Stock-Bilder. Super! Damit sollte ich doch meine Vorstellungen über die Bilderserie mit Mensch und Tier realisieren können.
Doch so einfach war das nicht. Ich machte überraschende Erfahrungen bei der Suche nach geeigneten Fotos. Auch bei der Montage der Bilder stellten sich mir unerwartete Hindernisse in den Weg.
Ich skizziere meine Vorstellungen mit Bleistift auf Papier. Die Anforderungen an das Stock-Material konkretisieren sich. Ich hätte gern einen Löwenkopf im Profil mit weit aufgerissenem Maul und dazu passend einen Mann, der sich von dem Löwen nicht einschüchtern lässt und ihn anschreit. In Hintergrund zeichne ich dramatische Wolken.
Das Licht hätte ich gern etwas geheimnisvoll. Beide Köpfe sollen jeweils hart von vorn bestrahlt werden. Das ist mit einer natürlichen Lichtquelle kaum zu bewerkstelligen. Hier setze ich mich aber über die Regeln der Natur hinweg. Im Studio wird ja mit mehreren Lichtquellen gezaubert. Ich nehme bei meinem Doppelporträt eine Anleihe in der Studiofotografie und schaffe ein imaginäres Licht, das den beiden aus der Bildmitte heraus ins Gesicht scheint.
Der Bildinhalt ist damit klar. Zur Form habe ich eigentlich recht einfache Anforderungen. Die beiden Fotos sollten möglichst gut in Perspektive, Licht, Schärfe, Farbtemperatur, … zusammenpassen. Das dürfte doch bei einer Auswahl von 90 Millionen Medien im Adobe-Stock nicht so schwer sein.
Um möglichst effizient zu suchen, setze ich einen Filter. Ich schließe Illustrationen, Vektorgrafiken und Editorial-Material aus. Dann lerne ich, dass es Standard- und Premiumfotos gibt. Welche Art von Fotos habe ich gewonnen? Ich frage nach und erhalte die Auskunft, dass der Gewinn nur für Standardfotos gilt. Also schließe ich im Filter auch die Premiumbilder aus.
Ich suche mit Stichwörtern nach geeigneten Löwenköpfen. Im Profil und mit aufgerissenem Maul sind sie nicht so häufig. Sehr hilfreich ist die „Suche anhand eines Bildes“. Wenn man ein ungefähr passendes Bild gefunden hat, kann man dieses dem Adobe-Stock als Referenzfoto vorgeben. Der Algorithmus vergleicht bei seiner Suche Motive und Farben. Die Rückmeldungen sind häufig überraschend gut aber bei negativem Ergebnis teilweise auch sehr lustig. Ich finde 4 Löwenfrauen und 3 -männer. Wegen der imposanten Mähne wähle ich einen der männlichen Löwen aus.
Im nächsten Beitrag beschreibe ich die weitere Suche im Adobe-Stock und welche Hindernisse sich mir nach dem ersten Entwurf in den Weg stellen (zum Beitrag).