Ein neuer Desktop-PC für Fotografen muss her (2) –
mit Microsoft Windows, OS X von Apple oder was?
Ich habe mich dazu durchgerungen, einen neuen PC zu kaufen. Was ist jetzt der nächste Schritt?
Wie ich es mal in meiner beruflichen Vergangenheit gelernt hatte, müsste ich die Anforderungen definieren. In diesem Fall ist das jedoch recht einfach. Die wichtigsten Anforderungen ergeben sich aus der Bildbearbeitung. Die weiteren Funktionen, wie E-Mail und Textbearbeitung, sind nicht so anspruchsvoll und werden implizit mitgeliefert.
Die für mich relevanten Leistungen müssen performant laufen. Die Hersteller sollten Hardware und Software stabil über längere Zeit liefern. In dem schnelllebigen IT-Geschäft halten nur wenige Anbieter über längere Zeit aus. Sie werden aufgekauft oder verschwinden ganz vom Markt. Und die gesamte Lösung hätte ich dann auch noch gern kostengünstig.
Welche Basisentscheidungen ergeben sich daraus für Hardware und Software? Nehme ich das Betriebssystem von Microsoft, Apple oder der Linux-Entwicklergemeinschaft? Gibt es neben Adobe eine andere Software-Schmiede, die gute Bildbearbeitungsprogramme liefert.
Das Betriebssystem wähle ich nach dem Ausschlussverfahren. Ich nehme das geringste Übel.
OS X von Apple kommt für mich nicht in Frage, obwohl Steve Jobs mir immer imponierte. Ich habe vor langer Zeit die Biografie von Jeffrey S. Young über ihn gelesen. Das Buch „Steve Jobs – Der Henry Ford der Computerindustrie“ kam 1989 heraus. Es endet damit, dass Jobs Apple verlässt und NeXT gründet. Jobs hat es immer wieder geschafft, die Zeichen der Zeit zu erkennen. Er hat die neuesten Innovationen der Technik genau zum richtigen Zeitpunkt marktreif angeboten. Und die Nutzerschnittstellen waren konsequent auf eine einfache Bedienung ausgerichtet.
Bei Fotografen sind die Produkte von Apple traditionell weit verbreitet. Ich habe mich häufig gefragt, woran das liegt. Wahrscheinlich schätzen kreative Berufsgruppen schönes Design, ansprechende Haptik und Produkte, die ein glanzvolles Image ausstrahlen. Und dafür akzeptieren sie auch einen deutlich höheren Preis.
Für mich zählt jedoch bei technischen Produkten allein die messbare Leistung. Die fanatischen, fast religiösen Bekenntnisse der Apple-Fangemeinde sind mir sehr suspekt. Zudem haben die Produkte von Apple auch bedeutende Nachteile. Die Geräte lassen sich meist nicht aufrüsten und es gibt häufig Probleme bei der Konnektivität.
Ich erinnere mich an Veranstaltungen mit Vorträgen. Wir hatten mit unseren Windows-Notebooks nie Probleme, uns an die Projektoren anzuschließen. Die Vortragenden mit den Apple-Geräten mussten meist wild mit irgendwelchen Adaptern hantieren.
Ich gebe kein Geld für Statussymbole aus. Daher habe ich auch noch nie ein Produkt von Apple erworben. Auch heute werde ich keinen PC von Apple kaufen. Damit schließe ich bereits eines der drei Betriebssysteme aus.
Was ist mit dem freien Betriebssystem Linux? Es bietet eine Alternative zur proprietären Software. Linux ist jedoch nicht im Fokus der Entwickler bei Adobe, bzw. die Verkaufsstrategen von Adobe sehen wohl in der Unterstützung von Linux kein großes Geschäft.
Ich muss gestehen, dass ich mich nicht sehr intensiv mit den Maßnahmen beschäftigt habe, mit denen Photoshop auf Linux funktioniert. Anscheinend laufen die Programme von Adobe dann auf einer virtuellen Maschine. Das ist für mich jedoch ein Ausschlusskriterium, da diese Lösung mit Installationsaufwand und Effizienzverlusten verbunden ist. In diesem Fall bin ich Opportunist und schließe Linux aus. Damit bleibt nur noch das geringste Übel Windows übrig.
Die vorvorletzte Version von Windows war das traurige Kapitel Vista. Wegen der geringen Absatzzahlen haben viele Hersteller diese Version nicht sehr lange unterstützt. Bereits nach relativ kurzem Einsatz von Vista suchte ich vergeblich nach aktuellen Treibern für meine Geräte. Mit Windows 7 mache ich seit Oktober 2012 sehr gute Erfahrungen. Diese Version wird ja auch noch bis Januar 2020 von Microsoft unterstützt. Windows 8 habe ich nicht eingesetzt. Sie war krampfhaft auf mobile Geräte ausgerichtet. Kacheln passen zwar zum Tippen und Wischen auf einem Touchscreen, aber für meinen Desktop konnte ich mir keine sinnvolle Nutzung vorstellen.
Für den neuen PC soll es also Windows 10 sein. Muss ich mich darauf groß vorbereiten? Oder reicht nach der Installation ein „Learning by Doing“? Bei kleineren Funktionsänderungen finde ich dieses Vorgehen gut. Wenn die Programme jedoch stärker weiterentwickelt werden, störten die häufigen notwendigen Klärungen im Tagesbetrieb. Oder noch kritischer: Es stellt sich im Nachhinein heraus, dass man bei der Installation aus mangelndem Wissen Fehler gemacht hat.
Auch wenn es lästig ist, werde ich mich zunächst also intensiver mit Windows 10 beschäftigen. Man kann zwar aus dem Internet alle nötigen Informationen herausziehen, in diesem Fall halte ich die systematische Darstellung in einem Buch aber für geeigneter. Ich kaufte mir das Buch „Windows 10 – Tipps und Tricks in Bildern“ von Jörg Hähnle. Er schildert die wesentlichen Funktionen sehr anschaulich mit den einzelnen Bildschirmfolgen.
Sofort fällt mir auf, dass an allen Ecken Apps auftauchen. Bei mobilen Geräten finde ich die ja ganz nett, die flexiblen kleinen Programme, die schnell von einem Store runtergeladen werden können. Aber auf einem Destop-PC? Ich befürchte, dass Microsoft zwanghaft Google hinterhereilt, und auf dem Desktop ein Kuddelmuddel zwischen Apps vom Store und den soliden Anwendungsprogrammen anrichtet. Genau das soll sich später nach der Installation zeigen.
Für eine wichtige Entscheidung hat sich die Anschaffung des Buchs schon gelohnt. Ich wähle die Variante Pro und verzichte auf die verbreitete Home-Version. Bei Windows 10 Pro kann ich die Updates etwas besser steuern und den vollständigen Administrator aktivieren.
Und was ist mit Office? Für mein Office 2007 endete der Support im Oktober 2017. Die Cloud-Lösung und das Abo-Modell mag ich nicht. Also kaufe ich Office Home & Student 2016.
Lassen sich meine Geräte an Windows 10 anschließen? Ich prüfe, ob die Hersteller aktuelle Treiber anbieten. Wegen der großen Verbreitung von Windows 10 gibt es keine Probleme bei den Monitoren, dem Scanner, dem Grafiktablett, den Festplatten, dem Laser- und Tintendrucker und der Kamera.
Das Gerät für die Kalibrierung des Monitors kann ich jedoch nicht mehr anschließen, es wird jedenfalls kein Support mehr geboten. Das Problem verschiebe ich. Ich habe sowieso immer seltener kalibriert. Die Unterschiede bei Helligkeit und Farbe finde ich auch nicht so dramatisch. Mal sehen, welche Lösung sich zukünftig anbietet.
Mein bewährtes Samsung Galaxy S3 macht schon bei Windows 7 Probleme. Also werde ich wohl bei der Übertragung der Daten mit USB-Stick bleiben.
So, Windows 10 ist einigermaßen klar. Im nächsten Schritt muss ich die Hardware, also den Desktop-PC auswählen und kaufen. Das müsste doch wie bisher eine der leichtesten Übungen sein: Nach den Anforderungen einen geeigneten Standard-PC aussuchen. Dabei erlebe ich jedoch eine Überraschung. Das funktioniert nicht mehr (zum Folgebeitrag).