Kategorie: Bildbearbeitung

Amateurfotografen und Profis –
Gursky hat bei einem Amateurfotografen gelernt

08.02.2017     Kommentare geschlossen

„Sind Sie Profi?“ Die Frage kommt für mich sehr überraschend. Auf der Eröffnung der von der Gesellschaft für Fotografie organisierten Ausstellung „100 Bilder des Jahres 2014“ stellt mir eine Besucherin diese eigentlich sehr einfache Frage. Ich antworte, dass ich seit fast 10 Jahren fotografiere, kein Geld damit verdiene und damit kein Profi bin.

Serie Lecker! / 2014

Serie Lecker! / 2014

Sie stellt dann einige Fragen zu der mit einem Preis prämierten Serie „Lecker!“. Ich erläutere wie ich zu dieser Serie gekommen bin und warum ich sie in dieser Art gestaltet habe.

Aus dem Heimweg erinnerte ich mich an die Frage, ob ich ein Profi sei. Ich hatte zwar prompt geantwortet, aber bei näherem Nachdenken fand ich, dass die Frage doch nicht so eindeutig zu beantworten ist.

Woran macht man die Unterscheidung von Hobby- und Profifotografen fest? An der Fotografie als Lebensgrundlage, einer institutionellen Ausbildung oder der Leistung? Schließlich hat Gursky seine erste Hochschulausbildung auch nur bei einem Autodidakten der Fotografie erhalten.

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Meine zweite Fotosequenz (2)

25.01.2017     Kommentare geschlossen

„Das Federkleid ist bräunlich und noch etwas gefleckt. Möwen brauchen einige Jahre, bis sie ausgefärbt sind. Es handelt sich also um einen jüngeren Vogel. Aber irgendwas ist komisch. Was hast Du da wieder mit der Bildbearbeitung gedreht?“

Meine jüngere Tochter kennt sich mit der Tier- und Pflanzenwelt an den Küsten Norddeutschlands aus. Sie betrachtet die Bildsequenz und versucht, die Möwe genauer zu bestimmen. Ich erkläre ihr, dass ich den Schnabel aus ästhetischen Gründen verschönert habe. Im Originalfoto ist der Schnabel hässlich gräulich schwarz gefärbt und wegen der Bewegung auch nicht ganz scharf. Ich wollte eine typische Möwe darstellen, so wie ich sie von anderen Fotos kenne.

Foto 3: Unbearbeitetes Original

Foto 3: Unbearbeitetes Original

Ich zeige ihr die Originalbilder. Diese gefallen ihr wesentlich besser als meine Kreationen, mit denen kein Naturkundler etwas anfangen kann. Darf ich für meine Zwecke derartig in die Natur eingreifen?

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Meine zweite Fotosequenz (1)

11.01.2017     Kommentare geschlossen

Was ist das, mit dem die Möwe so heftig kämpft? Ich sehe nur, dass sie etwas aus dem Wasser zieht und mit der Beute einen wilden Tanz aufführt. Das Opfer wehrt sich anscheinend heftig. Ich kann aus der Entfernung aber nicht erkennen, was es ist. Nur, dass die Möwe ihre Beute wieder verliert, ins Wasser stiert und erneut mit dem kräftigen Schnabel nachstößt.

Noch während ich die Szene beobachte, reiße ich auch schon reflexartig die Kamera hoch. Ich fotografiere wild drauflos, ohne zu wissen, was sich da genau abspielt. Dabei bewährt sich wieder die Funktion „Reihenaufnahme“, die ich für solche Fälle standardmäßig eingestellt habe.

Bild 3: Gefangen! / 2014

Bild 3: Gefangen! / 2014

Ich schaue mir die sieben Aufnahmen nicht am Monitor der Kamera an. Abends sichere ich meine Beute des Tages auf dem Smartphone und sehe genau, was sich in den 25 Sekunden abgespielt hat. Die Möwe kämpfte mit einem Krebs, der sich heftig wehrte. Letztlich ist es dann für die Möwe dumm gelaufen. Der Krebs klappte seine scharfen Scheren zu und erwischte den oberen Schnabel. Die Möwe schaute blöd, konnte den Krebs nicht mehr fassen, der festgeklammert am Schnabel hing. Nachdem die Möwe einige Male heftig den Kopf geschüttelt hatte, ließ der Krebs los und verschwand im tieferen Wasser.

Im aufbereiteten Bild „Gefangen!“ sieht man, wie die Möwe gerade den Krebs aus dem Wasser gezogen hat. Mit vier weiteren Bildern habe ich die Fotosequenz „Dumm gelaufen“ aufgebaut.

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Fotobilder am Computer inszenieren

30.11.2016     Kommentare geschlossen

Adlerlogis #1 / 2008

Adlerlogis #1 / 2008

Man kann Bilder mit den unterschiedlichsten Methoden inszenieren. Meist arrangiert der Fotograf das Motiv, um eine bestimmte Bildaussage zu erreichen. Mit Kamera und Beleuchtung setzt er das Foto entsprechend in Szene. Auch bei der Präsentation des fertigen Fotos hat man viele Möglichkeiten, den Betrachter gezielt anzusprechen.

Das war sehr schön auf der Ausstellung „Inszeniert! – Spektakel und Rollenspiel in der Gegenwartskunst“ zu sehen, von der ich im letzten Blog-Beitrag berichtete. Als ich die Kunsthalle verließ, fragte ich mich selbst, wie das eigentlich bei meinen Bildern funktioniert. Ich inszeniere vorwiegend mit den mächtigen Mitteln der digitalen Bildbearbeitung.

Beim Bild Adlerlogie #1 habe ich aus meiner Sicht relativ wenig korrigiert. Wie sah das Original aus? Was habe ich verändert und warum? In zwei weiteren Beispielen möchte ich Bilder mit stärkeren Bearbeitungen zeigen.

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Making-of: Vom Foto zum Fotobild (2)

02.11.2016     Kommentare geschlossen

Im letzten Blog-Beitrag hatte ich begonnen, die Montage des Bildes „Im Lauf der Zeit“ zu beschreiben. Der Entwurf ist nunmehr skizziert und vier Montagefotos liegen bereit. Nach dem herbstlichen Baum musste ich etwas suchen. Da ich alle Fotos nach dem Speichern auf dem PC mit Stichwörtern versehe, fand ich recht bald einige geeignete Exemplare. Ich wählte einen Baum mit einem dicken Stamm und einer mächtigen Krone. So könnte auch der Hohlbaum einmal ausgesehen haben. Fotografiert habe ich ihn – natürlich auch auf einer Radtour – in der Nähe von Ebersberg.

Foto 5: Baum für den Hintergrund

Foto 5: Baum für den Hintergrund

Jetzt fehlt nur noch das Gras im Vordergrund.

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Making-of: Vom Foto zum Fotobild (1)

20.10.2016     Kommentare geschlossen

Meine Bildideen machen mir häufig viel Arbeit. In der Vorstellung sehe ich das Bild klar vor mir und glaube, dass die Realisierung nicht so aufwändig sein wird. Aber leider ist die Umsetzung meist langwieriger als angenommen. Und manchmal bereue ich meine Bildidee. Sie lässt sich nicht mit vertretbarem Aufwand realisieren. Wie so oft klaffen Wunsch und Wirklichkeit auseinander. Die Skizzen, Entwürfe und ersten Umsetzungsversuche landen im Papierkorb. Dann nehme ich mir vor, bei der nächsten Bildidee die Realisierung detaillierter zu planen. So, wie ich es mal in der industriellen Projektarbeit gelernt hatte: Viel Aufwand in die Konzeptionsphase stecken, um die Realisierbarkeit abzusichern und den gesamten Aufwand für das Projekt möglichst gering zu halten. Diesen eigentlich sinnvollen Workflow halte ich in der Fotografie jedoch selten durch. Das Bildermachen soll ja auch Spaß bringen…

Im Lauf der Zeit / 2013

Im Lauf der Zeit / 2013

Der hohle Baum ist ein Grenzfall. Als der Aufwand „im Lauf der Zeit“ immer größer wurde, war ich häufig kurz davor aufzugeben. Vielleicht hat dies dazu beigetragen, dass ich dem Bild den Titel „Im Lauf der Zeit“ gab.

Wie habe ich das Bild konzipiert? Wie viele Fotos verwendete ich für die Montage? Was sind die entscheidenden Schritte in der Konzeption?

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Ist eine Bildaussage Pflicht?

05.10.2016     2 Kommentare

5 Empfänger #1 / 2010

5 Empfänger #1 / 2010

Bei einem Blog über Fotografie hatte ich einen Kommentar abgegeben, in dem ich auf das Thema Bildaussage hinwies. Der Beitragsautor antwortete, dass er über „Bildaussage“ nicht so viel reden wolle. Die sehe er bei normalen Bildern so gut wie nie in Fotowettbewerben. Man solle es beim Handy vorläufig nicht schon wieder als Pflicht sehen.

Der Autor ist in der Amateurfotografie sehr erfahren, er war 25 Jahre Redakteur bei einer Fotozeitschrift. Ich wunderte mich sehr, dass ein fachkundiger Fotograf in Wettbewerben kaum Bilder mit einer Bildaussage gesehen hat und das Wort in Anführungszeichen setzt. Daher möchte ich dieses Thema hier in einem eigenen Blog-Beitrag behandeln.

Dabei versuche ich möglichst konkret zu werden. Das Bild „5 Empfänger #1“ soll als ein Beispiel dienen. Hat das Foto eine Bildaussage? Was ist die Grundlage? Ist der Inhalt oder die Form relevanter?

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